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Leid hat eine Sinn!
Leid ist etwas, dass niemand im Leben erfahren möchte, weder körperlich noch seelisch. Die Medizin ist jedoch zu der Sichtweise gekommen, dass Schmerzen sehr wichtig sind, da sie den Körper vor größeren Schäden warnen.
Und wie ist es mit seelischem Leid? Hat es auch einen Sinn?
Beginnen möchte ich meine Betrachtungen zunächst beim körperlichen Leiden, also dem Schmerz, den die Naturwissenschaft ausgiebig erforschte. Es wurde erkannt, dass jeder Schmerz dem Prinzip von Ursache und Wirkung folgt.
Jede körperliche Ursache hat eine körperliche Wirkung. Wichtig zu berücksichtigen ist, dass der Mensch immer seinen Freien Willen der Entscheidung hat. Nehmen wir zu wenig Nahrung auf, so ist dies die Ursache, dass unser Körper hungrig wird, also Schmerz verspürt. Nehmen wir hingegen genügend Nahrung auf, so ist Wohlbefinden die Wirkung. Die Medizin sieht den Schmerz als Hinweis auf körperliche Bedürfnisse, und Warnungen vor größeren Schäden. Ärzte sind daher immer bemüht, die Ursachen einer Krankheit so früh wie möglich zu erkennen.
In den letzten Jahrzehnten erkannte die Medizin, dass psychisch seelische Zustände auch Ursache für körperliches Leiden sind. Man spricht dabei von psychosomatischen Leiden. Angst und Sorgen unserer Seele sind nachweislich Ursache für körperliches Leiden wie z.B. Magenbeschwerden. Obwohl die klassische Naturwissenschaft sich mit dem Begriff Seele schwertut, werden Ursachen für körperliches Leid anerkannt.
Doch haben seelische Ursachen nur körperliche Auswirkungen?
Da sich die Naturgesetze einheitlich in der groben Materie des Körpers und dem Feinstofflichen der Seele zeigen, können wir einen Schritt weiter gehen. Die Seele des Menschen, seine Eigenarten, Empfindungen, Worte und Taten beeinflussen nicht nur den menschlichen Körper, sondern auch sein Schicksal und dabei ganz besonders das auf ihn zukommende Leid.
Jesus Christus bezog seinen Ausspruch: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“, nicht auf die Landwirtschaft, sondern auf das Schicksal der Menschen. Wer also Leid sät, wird ein Vielfaches an Leid ernten. Auch der Hinduismus und Buddhismus sprechen vom Gesetz des Karmas, das vom Prinzip her Ähnliches aussagt.
Die Seele beeinflusst also ihr zukünftiges Schicksal selbst. Das Gesetz von Ursache und Wirkung ist daher der Hauptgrund für das Entstehen von Leid. Es liegt in der Natur von uns Menschen, dass wir den freien Willen bei unseren Entscheidungen haben. Handeln wir z.B. stets gerecht, harmonisch, hilfsbereit, dankbar und zufrieden, so schaffen wir damit die Ursache, dass uns die gleiche Art der Saat vermehrt als Ernte erreichen wird. Wir werden also Freude und Glück erfahren.
Sind wir dagegen ungerecht, launisch, egoistisch, undankbar und unzufrieden, so werden wir auch dadurch ernten, was wir säten, nämlich Leid.
Durch das Erleben von Leid sollen wir zum Nachdenken und Prüfen angeregt werden, ob es nicht angebracht wäre, unser Verhalten zu ändern. Wie heißt doch ein bekanntes deutsches Sprichwort:
Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.
Genau zu dieser Selbsterkenntnis will uns das Gesetz von Ursache und Wirkung, säen und ernten führen. Sie ist Grundvoraussetzung dafür, dass ein Mensch mit freiem Willen sein Verhalten ändert.
Leid entsteht aus mehreren Gründen. Zum einen wie bereits beschrieben als:
1. Rückwirkung früheren Handelns
Wir erfahren Leid aber auch noch aus einem anderen Grund. Es soll in uns brachliegende Fähigkeiten stärken, denn die Überwindung von Hindernissen fördert unsere Entwicklung. Betrachten wir eine unangenehme Situation aus der Vergangenheit, so erkennen wir oft, dass im Nachhinein betrachtet das Erlebnis doch hilfreich für uns war. Wie bei einem individuellen Trainingsprogramm werden wir auf Erden zu den Erlebnissen geführt, die uns in unserer Entwicklung fördern sollen.
So ist der zweite Grund für die Entstehung von Leid die:
2. Anregung zur Entwicklung
Die beiden ersten Punkte haben also speziell mit uns zu tun und sind von den Naturgesetzen herbeigeführt. Dies geschieht auch durch zufällig erscheinende Verknüpfungen. Es sind die Ereignisse, wo Mitmenschen ausgerechnet uns Leid zufügen, obwohl es genauso andere hätte treffen können. Alles was uns von den Naturgesetzen zugeführt wird, soll unsere Entwicklung fördern.
Die dritte Art des Entstehens von Leid ist nicht zu unserem Wohle gedacht, denn sie bringt uns Leid durch die:
- Willkür unserer Mitmenschen
Auf Erden können edle und niedere Menschen gemischt Seite an Seite leben. Das ist nur auf Erden möglich, denn im Jenseits sind Seelen nach ihrer inneren Reinheit getrennt. Die Folge davon ist, dass gute Mensch auf Erden oft unter schlechten leiden müssen, denn der freie Wille des nieder orientierten Menschen bleibt uneingeschränkt.
Diesen Vorgang kleidete Friedrich Schiller in die Worte:
“Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Großes Menschheitsleid wie der Abwurf der Atombombe oder die verschiedensten Völkermorde waren nur aus diesem Grunde möglich. Unter den Opfern waren viele, die dieses Leid nicht persönlich verursacht hatten. Jeder Täter hat seinen freien Willen anderen sinnlos Leid zuzufügen, er braucht sich an keine Regeln zu halten, auch nicht an das Gesetz von Ursache und Wirkung. Somit gibt es ungerechtes Leid auf Erden. Der Täter ist jedoch nur frei im Handeln, jedoch an die Wirkungen des von ihm verursachten Leids gebunden. Er muss in jedem Fall die Verantwortung tragen.
Durch die Vielschichtigkeit dieser drei Punkte ist das Leid auf Erden nicht so einfach zuzuordnen. Vieles, was einem Menschen an Leid widerfährt, wurde bereits im Vorleben verursacht. Da wir mit der Geburt ein neues Gehirn bekamen, können wir uns im Tagesbewusstsein nicht an Vorleben erinnern. Somit können wir den Zusammenhang von Ursache und Wirkung nicht überblicken und erfahrenes Leid erscheint uns oft als ungerecht. Auch in diesem Leben verursachtes Leid erreicht uns oft erst Jahre oder Jahrzehnte später, was die Zuordnung erschwert.
Dann ist es schwer, zu unterscheiden, ob Leid durch Mitmenschen als eine Rückwirkung von unserem früheren Fehlverhalten entstand oder ob es uns durch Mitmenschen willkürlich ohne eigenes früheres Verschulden zugefügt wurde.
Alles Leid auf Erden ist jedoch von den Menschen selbst herbeigeführt, denn die Entwicklung des Menschen ist auch ohne Leid möglich. Wir Menschen haben den leidvollen Weg unserer Entwicklung durch unser Handeln selbst gewählt.
Von höchster Wichtigkeit bei der Betrachtung von Leid ist die Erkenntnis, dass es einen höheren Sinn hat, also folgerichtig entstand und kein bezugsloser Zufall ist. Dadurch werden wir schwierige Lebenslagen nicht mehr als Leiden ansehen, sondern als Aufgabe oder Herausforderung, die eine Hilfe in unserer geistigen Entwicklung bedeuten.
Nehmen wir als Beispiel zwei Menschen, die körperlich leiden. Beide sind extrem erschöpft und haben Atemnot, obwohl es ihnen gestern noch vollkommen gut ging.
Die erste Person weiß nicht, warum sie so leidet, klagt, macht sich Sorgen, hat Angst.
Die zweite Person nimmt dieselben Leiden ganz anders auf. Sie freut sich, dass es bald überstanden ist, sieht das Leiden als notwendig an, um ihr Ziel zu erreichen, denn bald ist sie am Gipfel. Ein Ziel zu haben und alles Leiden als sinnvoll einordnen zu können macht den entscheidenden Unterschied. Kraftlos klagen, oder zielstrebig voranschreiten, ist allein von unserer inneren Einstellung, vom Erkennen des Sinnes von Leid abhängig.
Ein Leben auf Erden kann für uns eine Bergtour zu einem hohen Ziel in unserer Entwicklung werden. Wir setzen uns dabei aber bewusst der Möglichkeit des Leidens aus, sei es durch:
Rückwirkungen früheren Handelns
Anregungen zur Entwicklung
Willkür unserer Mitmenschen
Wenn wir diese Herausforderungen meistern, haben wir das gesteckte Ziel erreicht. Je deutlicher der Geist das Ziel vor Augen sieht, desto leichter wird es ihm fallen, die Hindernisse kraftvoll zu überwinden. Hat er den Gipfel, sein Ziel erreicht, so wird er plötzlich befreit den Überblick haben. Er wird auf den Weg zurückschauen und
den Sinn seines früheren Leidens erkennen.
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„Drum werdet geistig frei! Sprengt alle Bande, die Euch niederhalten! Wenn dabei Hindernisse kommen, jauchzt ihnen froh entgegen; denn sie bedeuten Euch den Weg zur Freiheit und zur Kraft! Betrachtet sie als ein Geschenk, aus dem Euch Vorteile erwachsen, und spielend werdet Ihr sie überwinden.
Entweder werden sie Euch vorgeschoben, damit Ihr daran lernt und Euch entwickelt, wodurch Ihr Euer Rüstzeug zu dem Aufstiege vermehrt, oder es sind Rückwirkungen von einer Verschuldung, die Ihr damit lösen und von der Ihr Euch befreien könnt. In beiden Fällen bringen sie Euch vorwärts. Deshalb frisch hindurch, es ist zu Eurem Heile! Torheit ist es, von Schicksalsschlägen oder Prüfungen zu sprechen. Fortschritt ist jeder Kampf und jedes Leid.“
Aus dem Werk: „Im Lichte der Wahrheit“
von Abd-ru-shin
Vortrag: Erwachet!