zur Startseite
Jesus
Hört auf ihn, kreuzigt ihn nicht!
Nehmen wir an, ich wäre durch eine Zeitreise mitten in die aufgebrachte Menschenmenge gelangt, die in Jerusalem die Verurteilung Jesu mitverfolgt. Was soll ich tun? Wie die anderen auch „Kreuzigt ihn“ rufen oder aufstehen und „Hört auf ihn“ entgegnen, „Hört auf seine Lehre, deren Befolgung Glück und Frieden bringt.“?
Als konfirmiertem Christen wurde mir beigebracht, dass die Kreuzigung Jesu der Wille Gottes gewesen sei, um damit die Christen von ihren Sünden zu erlösen.
Doch dann las ich:
„Christus kam durchaus nicht auf die Erde in der Absicht, sich kreuzigen zu lassen. Darin ruht auch die Erlösung nicht! Sondern Christus wurde gekreuzigt als lästiger Wahrheitsbringer um seiner Lehre willen. Nicht sein Kreuzestod konnte und sollte die Erlösung bringen, sondern die Wahrheit, die er der Menschheit in seinen Worten gab!
Aus dem Werk: „Im Lichte der Wahrheit“
Vortrag: Der Kreuzestod des Gottessohnes und das Abendmahl
Die Prüfung dieser gegensätzlichen Sichtweisen ist für meine Entscheidung von höchster Wichtigkeit. Was soll ich unterstützen? Welche Auswirkungen würden meine Worte „Kreuzigt ihn“ oder „Hört auf ihn“ haben?
- Aus ethischer Sicht wäre ein „Kreuzigt ihn“ eine Anstiftung zum Mord, da Jesus unschuldig war. Ein „Hört auf ihn“ käme einem Zuspruch
- In Bezug auf den christlichen Grundsatz der Nächstenliebe wäre ein „Kreuzigt ihn“ eine Missachtung und ein „Hört auf ihn“ eine Wertschätzung.
- Auch die in der Bergpredigt bestätigte Goldene Regel „Behandelt andere so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt!“ wird durch ein „Kreuzigt ihn“ missachtet.
- Ein Blick auf das 5. Gebot Gottes, „Du sollst nicht töten!“, zeigt die Kreuzigung als einen unübersehbaren Verstoß.
- Vor seiner Verhaftung predigte Jesus erst ca. 3 Jahre lang. Mit einem „Kreuzigt ihn“ wäre ich für die Beendigung der Lehre Christi, mit einem „Hört auf ihn“ würde ich mir eine Fortführung wünschen.
- Den Worten Jesu „Was der Mensch sät, das wird er ernten“ folgend, würde eine von mir unterstützte Kreuzigung für mich Leid bewirken, mein Eintreten für Jesus dagegen sicherlich Gutes als Ernte bringen.
Bereits der erste Blick auf den Vergleich zeigt mir ein klares Bild. Für mich spricht alles dagegen, eine Kreuzigung Jesu zu unterstützen. Ich werde also „Hört auf ihn, kreuzigt ihn nicht!“ rufen, auch wenn dies für mich unangenehme Konsequenzen haben würde.
Doch leider ist mir dies bei einer Zeitreise nicht möglich, da ich keine Eingriffsmöglichkeit in vergangenes Geschehen habe.
Erschüttert schaue ich weiter zu, wie Jesus gekreuzigt wird.
Seine Worte am Kreuz sind Fürbitte, weisen aber auch auf die sich zeigende Beschränktheit von uns Menschen hin:
„Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Ja, die Menschen wussten damals nicht, was sie taten, waren zu blind, um Jesus zu erkennen.
Den Berichten der Bibel folgend verfinsterte sich der Himmel, die Erde bebte, der Vorhang im Tempel zerriss. Judas erahnte wohl schnell die verheerende Bedeutung seines Handelns. Er warf das durch den Verrat verdiente Geld fort und erhängte sich.
Die Schuld an dem Mord an Jesus zeigt sich mir nicht nur bei Judas, sondern sehr breit gefächert. Beginnend bei den Hohenpriestern, die hinter allem standen, die Schriftgelehrten, Judas und jedem Einzelnen, der das „Kreuzigt ihn“ rief, ja sogar bei jedem Einzelnen, der aufgrund von unterlassener Hilfeleistung den Mord zuließ. Die öffentliche Verurteilung und Kreuzigung war die wohl brutalste Art kollektiver Ablehnung von Jesus und der Wahrheit als solche.
Wir Menschen wussten nicht, was wir taten!
Und heute? Ja, heute. Ich sitze in einer Kirche und sehe das gleiche Bild. Der gemordete Gottessohn am Kreuz, nicht auf Golgatha, sondern über dem Altar christlicher Gottesverehrung. Doch sollte dadurch nicht Scham und Reue für das frühere Zulassen dieses Verbrechens ausgedrückt werden! Nein, man verdrängt die Schuld, meint sogar Gott damit gedient zu haben, bedankt sich obendrein in frommen Liedern, dass Jesus so gütig war, sich von uns quälen zu lassen.
„Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein teures Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut“
Kirchenlied von: Christoph Fischer (1568)
Es wirkt auf mich wie Hohn, sich nach einer solchen Tat auch noch vor Gott als gerecht und gut zu bezeichnen. Wissen wir wirklich, was wir mit diesen naiven Gesängen tun?
Wir Christen vermitteln damit aller Welt das Bild eines grausamen und ungerechten Gottes, der Menschenopfer annimmt. Von einem Gott, der angeblich gewollt seinen Sohn durch die Menschen quälen ließ, und daran scheinbar so viel Gefallen hatte, dass er uns Christen zum Lohn für diese Bluttat bis in alle Zukunft die Sünden vergibt. Von einem Gott, dessen Plan es angeblich war, die Menschen zum Brechen seines Gebotes „Du sollst nicht töten!“ zu verführen und gegen die von Jesus gelehrte Nächstenliebe zu verstoßen. In dem christlichen Glaubensbekenntnis bestärkt jeder Christ stets aufs Neue, dass er an die angebliche Sündenvergebung durch diesen Mord glaubt.
Bei meiner Zeitreise war ich nur Zuschauer, doch jetzt bin ich voll handlungsfähig.
Mit diesem Video drücke ich daher meine feste Überzeugung aus, dass wir uns nur durch ein „Hört auf ihn“ von unseren Sünden befreien können.
Wie klar und rein kündete Jesus den einen Gott der Liebe und Gerechtigkeit. „Was der Mensch sät, das wird er ernten“ zeigt den Weg zur Vergebung aller Sünden durch Einsicht und Änderung des Handelns, Änderung der Saat.
Das erklärt auch den Sinn der früheren Verkündigung der Zehn Gebote Gottes durch Moses, und die Erweiterung durch Jesus in der Bergpredigt mit den Zusätzen: „Ich aber sage Euch …“ Seine Lehre umschloss den bereits bekannten Grundsatz der Ethik: „Behandelt andere so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt!“, und prägte den Begriff der Nächstenliebe.
Doch nach wie vor wird die Mission Jesu in einem entscheidenden Punkt missverstanden.
Die Kreuzigung hat uns Menschen nicht von unseren Sünden befreit, auch wenn die Mehrheit der Christen es nach wie vor inbrünstig glaubt.
Die Lehre von Jesus war das Wesentliche, der Grund seines Kommens.
„Hört auf ihn“, nicht „Kreuzigt ihn“ zeigt daher den rechten Weg,
der zur Vergebung durch Ablegen der Sünden führen kann.




