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Gedanken verbinden Geist und Körper
In der Neurowissenschaft werden Gedanken nur als messbare Gehirnströme bezeichnet. Der Volksmund hat ein deutlich erweitertes Bild von Gedanken, denn sie werden als etwas Bestehendes betrachtet, das über den menschlichen Körper hinauswirkt. Man macht sich Gedanken, hat Gedanken, sendet gut Gedanken zu Mitmenschen. Es gibt leichte und schwere Gedanken, reine und schmutzige. Gedanken haben eine Wirkung auf uns, sie bedrücken oder beflügeln uns.
Diese Beschreibungen sind keine Phantasie, sondern können folgerichtig erklärt werden. Gedanken haben eine viel wichtigere Wirkungsweise als die materiell messbaren Gehirnströme vermuten lassen. Beginnen wir unsere Betrachtungen bei der Entstehung der Gedanken:
Der Mensch besteht ganz grob betrachtet aus Körper und Geist und nimmt das irdische Leben mit Hilfe seiner Sinnesorgane wahr. Diese Eindrücke werden im Gehirn verarbeitet und teils direkt zur Steuerung der Körperfunktionen genutzt, zum Beispiel dem Zurückziehen der Hand, wenn man sich verbrennt. Hierzu bedarf es nicht der Bildung von Gedanken. Andere, komplexere Sinneseindrücke werden durch die Gedanken umgewandelt und dadurch dem Geist die Möglichkeit gegeben, auf Erden etwas zu erleben. Dabei werden auch die im Gehirn gespeicherten Erinnerungen mit einbezogen.
Bekomme ich z.B. von einem Freund einen Brief, so werden durch meine Gedanken die Worte des Briefes und die früheren Erinnerungen verknüpft und dem Geist die Möglichkeit des Erlebens gegeben. Es können so nur wenige Worte oder Andeutungen des Briefes vielleicht ein starkes Erleben auslösen, das in Bezug zu früheren Ereignissen steht. Ohne Gedanken kann ich, also der Geist, nichts auf Erden miterleben.
Dies ist zwar eine sehr wichtige, aber doch nur eine Teilaufgabe der Gedanken. Sie geben des weiterem dem Geist durch irdisches Erleben die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen. Das daraus evtl. folgende Wollen des Geistes, seine Empfindungen, nehmen den umgekehrten Weg zunächst zurück zum Gehirn, wo wiederum Gedanken entstehen. Je nach dem Wollen des Geistes können die Gedanken auch die Muskeln meines Körpers veranlassen, dem Freund gleich zurückzuschreiben oder ihn anzurufen.
Gedanken übernehmen also zwei Vorgänge. Zum einen ermöglichen sie dem Geist, Begebenheiten auf Erden als Erleben nutzen zu können. Zum anderen veranlasst das Wollen des Geistes mit Hilfe der Gedanken meinen Körper zu Worten und Taten.
Der Informationsfluss zwischen Geist und Körper wird durch Gedanken somit erst ermöglicht.
Aber auch nur ermöglicht, denn wenn der Geist träge ist, also nicht teilhaben will, so kann das Gehirn auch ohne Anweisungen des Geistes Entscheidungen treffen, Gedanken, Worte und Taten erzeugen. Das ist leider heutzutage meistens der Fall. Wenn ich abends überlege, was mich an diesem Tag wirklich innerlich berührt hat, so fällt mir oft gar nichts ein. Das Alltagsleben lief wie von alleine, mein Verstand regelte alles. Selbst meine Stimmungen wurden fremd bestimmt. Ich ärgerte mich malwieder über gewisse Alltagsdinge, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, ausgeglichen zu sein. Alles verlief oberflächlich, kein Gedanke berührte mich im Innersten, kein wirkliches Wollen meines Geistes wurde durch Gedanken umgesetzt.
„Ich spreche hier nur immer von den wirklichen Gedanken, die Lebenskraft der seelischen Empfindung in sich tragen. Nicht von der Kraftvergeudung Dir zum Werkzeug anvertrauter Hirnsubstanz, die nur verflüchtende Gedanken formt, die sich in wildem Durcheinander nur als schemenhafte Dünste zeigen und zum Glück sehr bald zerflattern. Solche Gedanken kosten Dich nur Zeit und Kraft, und Du verschleuderst damit ein Dir anvertrautes Gut.“
Aus dem Werk: „Im Lichte der Wahrheit“
von Abd-ru-shin
Vortrag: Das Schweigen
Wirkliche Gedanken tragen also seelische Empfindung in sich. Im Alltagsleben geht es meistens um sachlich materielle Dinge. Selten spricht man bei seinem Gegenüber wirklich zur Seele, selten wird man wirklich innerlich tief durch ein Gespräch berührt. Doch das liegt an uns, an dem Geist, der zu träge ist, um die dicke materielle Schicht des Alltages zu durchbrechen. Über den Anblick der Schönheit jeder Blume könnte er sich freuen, jedem Mitmenschen strahlend in die Augen schauen und versuchen mit dem wahren Menschen zu reden. Gedanken sind das Hilfsmittel, um diese feinen, aber starken geistig seelischen Kräfte ins irdische Leben zu bringen. Diese wirklichen Gedanken, die geistige Empfindung enthalten haben große Auswirkungen:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte!
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Taten!
Achte auf Deine Taten, denn sie werden Deine Gewohnheiten!
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter!
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal!
(Jüdischer Talmud)
Gedanken, entstanden und gefüllt mit starker geistiger Empfindung sind in der Lage, unser Schicksal zu beeinflussen. Welch ein Unterschied kann z.B. in der einfachen Frage liegen: „Wie geht es Ihnen?“. Die Gedanken, die diese Worte auslösten, konnten verstandlich oberflächlich gewesen sein. Es wird dann meistens die Antwort gar nicht richtig angehört und mit Alltagsproblemen fortgefahren.
Die Gedanken, die die Frage: „Wie geht es Ihnen?“ auslösten konnten aber auch herzbewegende Führsorge beinhalten, Liebe dem anderen gegenüber, echte Anteilnahme an seinem Befinden. Die auslösende und innenwohnende Empfindung dieser Gedanken und Worte machen den großen Unterschied und sind daher von entscheidender Bedeutung. Unser Geist kann die neutrale Schöpfungskraft durch sein Wollen z.B. in edle oder niedere Empfindungen leiten. Die edlen bewirken edle Gedanken, die eine dünne, leichte, lichte Umhüllung haben. Niedere Empfindungen bilden hingegen dichte, schwere dunkle Umhüllungen.
So entstehen leichte und schwere Gedanken, die unsere Seele deutlich unterscheiden kann. Wer kennt es nicht, wie belastend schwere Gedanken sind. Das ist keine Illusion, sondern reale Wahrnehmung unserer Seele. Gedanken haben je nach Beschaffenheit, ob edel oder nieder ein feinstoffliches Gewicht. Wenn die belastenden Gedanken dann wie ein Stein vom Herzen fallen, ist man wieder erleichtert.
Die Art unserer Gedanken hat aber noch andere wichtige Auswirkungen. Die durch die niederen Gedankenkanäle geleiteten Kräfte ziehen sich gegenseitig an und sammeln sich ihrer speziellen Art entsprechend zu Zentralen, z.B. der Eitelkeit, des Hasses und des Machtstrebens. Aber auch edle Kräfte bilden Zentralen, z.B. der Treue, Nächstenliebe und Dankbarkeit.
Durch unsere Gedanken verbinden wir uns mit diesen Zentralen unserer Wahl. Die Verbindungsstränge wirken jedoch in beiden Richtungen. Wir senden und erhalten dadurch rückwirkend Gedanken gleicher Art. Es wird also ein reger Austausch des Gebens und Empfangens.
Die Rückwirkungen dieser Zentralen erzeugen die scheinbar ungewollten Gedanken, die in uns plötzlich auftauchen. Es lässt sich einfach erkennen, dass die Art unserer ausgesendeten Gedanken ähnlich der Art der empfangenen ist. Im Guten wie im Schlechten verstärken sich damit unsere Gedanken in der gewählte Richtung immer mehr. Man spricht auch von dem Gedankenkarussel in dem wir uns drehen. Im schlimmsten Fall kann es sich bis zur Sucht hin steigern, z.B. der Spielsucht, die sich in Gedanken ausdrückt. Die Bildung unseres Charakters ist somit sehr von unseren Gedanken beeinflusst. Die daraus entstehenden Worte und Taten haben dem Gesetz von Ursache und Wirkung folgend dann auch noch Auswirkung auf unser zukünftiges Schicksal. Angeregt durch unseren Geist sind Gedanken ausschlaggebend für unsere Entwicklung. Aufstieg oder Niedergang, unsere Gedanken führen ihn unserem geistigen Wollen entsprechend herbei.
Aus rein praktischer Sicht mag sich die Frage stellen, wie ich denn ungewünschte Gedanken in mir abstellen kann. Wie bereits erwähnt ist bei wirklichen Gedanken der Geist der kraftvolle Ursprung. Das Gehirn mit dem Verstand haben danach erst die Aufgabe dieses Wollen in Gedanken zu formen. Genau hier ist der Ansatzpunkt einer nachhaltigen Änderung.
„Es ist nicht schwer, sogar viel leichter als die anderen Versuche, sobald Ihr Schlichtheit walten laßt, in der Verstandesdünkel des eigenen Könnens und eigener Kraft nicht aufzukommen fähig ist. Macht Euch gedankenleer und laßt den Drang zu Edlem, Gutem in Euch frei, dann habt Ihr die Grundlage zu dem Denken, die vom Wollen Eures Geistes stammt, und was daraus ersteht, könnt Ihr in Ruhe der Verstandesarbeit dann zur Ausführung in der dichtesten Grobstofflichkeit überlassen. Es kann nie Unrechtes sich formen.“
Aus dem Werk: „Im Lichte der Wahrheit“
von Abd-ru-shin
Vortrag: Der erste Schritt
Dieser Drang zu Edlem, oder auch als Sehnsucht zum Reinen zu bezeichnen, ist der Schlüssel. So können wir die Schöpfungskraft in Bahnen edler Gedanken leiten, die aufwärtsführen.
Heutzutage liest man oft von anderen Ansatzpunkten, um seine Gedanken umzuwandeln, sich seine Zukunft selbst zu erschaffen, seine Wünsche zu manifestieren. Man könnte sich ein Ziel suchen, immer ganz fest daran denken, unumstößlich daran glauben, dass es sich erfüllt. Dies ist jedoch meistens Arbeit unseres Verstandes, des Gehirns, wodurch im Sport, beim Lernen oder anderen verstandlich orientierten Bereichen sich Erfolge erzielen lassen. Doch wird sich dadurch nachhaltig in der Grundausrichtung des Menschen und seinem Schicksal nichts ändern. Entscheidend ist dafür die Empfindung unseres Geistes, nicht das was sich der Verstand denkt.
Betrachten wir als Beispiel die Vorgänge beim Lügen und Betrügen. Der Geist lenkt die Schöpfungskraft zu niederen Empfindungen und strebt um jeden Preis materielle Vorteile an. Dies ist der Entstehungsherd, dessen Kraftströme der Verstand in Gedanken umformt. Dabei kann er geschickt Worte und Taten wählen, die seinem Opfer ein falsches Bild aufzeigen. Er kann sogar zu irdischem Erfolg, Ansehen und Ruhm gelangen.
Solange sich an der geistig niederen Grundausrichtung nichts ändert, wird sich mit gewollt guten Gedanken, Worten und Taten nur das irdische Erscheinungsbild ändern, weiter nichts.
„Der Boden zu dem Auffbbau einer neuen Menschheit, den Ihr nicht umgehen könnt noch dürft, liegt in dem einen Satze: Haltet den Herd Euerer Gedanken rein!“
Aus dem Werk: „Im Lichte der Wahrheit“
von Abd-ru-shin
Vortrag: Der erste Schritt